Die Oberstufe: Klassen 9 - 13

Mit dem Ende der Klassenlehrerzeit beginnt in der neunten Klasse die Oberstufe. Nicht mehr der allgemein ausgebildete Klassenlehrer, sondern die durch ein entsprechendes Universitätsstudium spezialisierten Lehrer unterrichten nun Mathematik und Physik, Deutsch und Geschichte, Biologie und Chemie oder andere Fächer. Bis zur zwölften Klasse wird dabei das Epochenprinzip beibehalten, durch das weiterhin die besondere Intensität in der Verbindung mit den Unterrichtsinhalten ermöglicht wird, in den Fächern Mathematik und Deutsch werden zusätzlich zwei Übungsstunden erteilt. Die Sprachen Englisch und Französisch werden durchgängig in Fachstunden unterrichtet.

Vor allem in der 9. und 10. Klasse nimmt der handwerklich- künstlerische Unterricht einen sehr breiten Raum ein. Die selbst gefertigten Werkstücke und Kunstwerke bestätigen die Schüler in ihrem Bemühen um exakte Arbeit. Für viele ist die große Modenschau ein besonders aufregender Moment.

Was in den unteren Klassen in allen Fächern bildhaft angelegt worden ist, greifen die Oberstufenlehrer jetzt in einer neuen, begrifflichen und wissenschaftlichen Form auf. An der Objektivität und Exaktheit der Naturwissenschaften schulen die Jugendlichen ein Denken, das die Welt ohne Vor-Urteile zu begreifen sucht.

Vielfältige Praktika, die den Fachunterricht nun ergänzen, schaffen die Grundlage für eine lebenspraktische Ausbildung: In der 9. Klasse absolvieren die Schüler ein dreiwöchiges Handwerkspraktikum, in der 10. Klasse ein Landwirtschafts- und ein Feldmesspraktikum und in der 11. Klasse ein Sozialpraktikum. Das jeweilige Praktikum entspricht dem Entwicklungsstand der Schüler.

Nach wie vor wird auch in der Oberstufe weiterhin großer Wert auf den Klassenverband gelegt: im Erleben der Stärken und Schwächen des jeweils anderen und der eigenen Person wird zum einen der wichtige Prozess der Ausbildung von Selbsterkenntnis gefördert, und in der Rücksichtnahme auf die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten zum anderen die Entwicklung von Sozialverantwortung angelegt. Selbstverständlich kann dabei nur ein kleinerer Teil des Unterrichtes - in etwa ein Drittel der Fächer- im Klassenverband erteilt werden. Überall da, wo individuellere Betreuungsmöglichkeiten erforderlich sind - zum Beispiel in den Fremdsprachen oder in den künstlerischen und handwerklichen Fächern - wird der Klassenverband halbiert oder gar gedrittelt.

Besonders die Jahresarbeit, die in der 11. bis zu Beginn der 12. Klasse angefertigt wird, bietet den Schülern die Gelegenheit, sich theoretisch, praktisch oder künstlerisch intensiv mit einer Thematik auseinanderzusetzen. Jede Jahresarbeit ist einzigartig, denn sie ist das Ergebnis intensiver Beschäftigung mit dem Thema, das für das Individuum eine große Bedeutung hat. Im Vortrag vor der ganzen Schulgemeinschaft präsentieren die Schüler ihre Ergebnisse.

Zum Ende der 12. Klasse nehmen alle Schüler an den staatlichen Prüfungen zum mittleren Bildungsabschluss teil, zusätzlich erwerben die Schüler mit ihrer Jahresarbeit, dem Klassenspiel und dem Eurythmie-Abschluss den „Waldorf-Abschluss“. Ein kleinerer Teil der Schüler wird die Schule verlassen und eine Lehre beginnen, viele Schüler bereiten sich aber gezielt auf das Abitur vor, das am Ende der 13. Klasse absolviert wird.