Die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse der Freien Waldorfschule Saar-Pfalz beteiligen sich an dem Projekt „Jeder Name zählt!“ - Bildungs- und Erinnerungsarbeit zum Nationalsozialismus an UNESCO-Projektschulen 

Der 27. Januar ist internationaler Gedenktag für die Opfer und Überlebenden des Nationalsozialismus.

Am 27.01.1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit. Schülerinnen und Schüler aus mehr als 20 UNESCO-Projektschulen beteiligen sich vor diesem Hintergrund an der Initiative #everynamecounts - "Jeder Name zählt" der Arolsen Archives. So auch die 31 Schülerinnen und Schüler der Bexbacher Waldorfschule, die selbst zu den UNESCO-Projektschulen zählt.

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Vernichtungslager Auschwitz

Für die 11. Klasse stand im Hintergrund der Epochenunterricht der vergangenen Wochen mit dem Schwerpunkt "Malerei im Umbruch zur Moderne".

Für die Schülerinnen und Schüler war das gleichermaßen eine Herausforderung, wie auch für Joachim Karsten als Lehrer, da der Unterricht vollständig online stattfinden musste. Distanzunterricht mit all seiner Problematik und das Betreten von Neuland mit der Technik der Unterrichtsplattform "ESIS" stellten eine Aufgabe dar, die es zu lösen galt. Zugegebenermaßen gab es auf der Lehrerseite zu Beginn viel Skepsis und Sorge auf diese Art und Weise gemeinsam mit den Schülern in einen wirklichen Prozess zu kommen - nach und nach entstand daraus aber eine gewisse Sicherheit in der Handhabung der Technik und am Ende auch Freude an der Entdeckung neuer Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit Kunst.

Was als Aufbruch in die Moderne am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden war, wurde immer mehr als "Entartetet Kunst" durch die Nationalsozialisten diffamiert und unterdrückt. 

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Felix Nussbaum, Selbstbildnis, 1943

Das Schicksal des jüdischen Malers Felix Nussbaum bildete die Brücke zu der Beteiligung an dem Projekt zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. Bereits 1933 versuchte Felix Nussbaum den Repressionen des NS-Regimes zu entkommen, hielt sich in Belgien, Italien und Frankreich auf, wurde verhaftet und interniert, konnte fliehen und fand in Belgien bei einem befreundeten Bildhauer ein Versteck bis er denunziert und verhaftet wurde. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert und ermordet. Die Erfahrung der Repressionen, der Verfolgung und die Zerstörungen durch den Krieg spiegeln sich in dem Werk des Malers.

Durch die Beteiligung in dem Projekt der Arolsen Archives #everynamecounts gewannen die Schüler*innen der Bexbacher UNESCO-Projektschule einen eigenständigen Einblick in das Leben anderer Opfer der NS-Verfolgung. Dabei ging es um die Erfassung der Daten von einzelnen Menschen aus den Karteikarten der ehemaligen Konzentrationslager. Ziel des Projektes ist es einen Beitrag zu leisten für ein Archiv, in dem alle verfügbaren Informationen zu den Opfern des NS-Regimes zusammengestellt sind.

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© Arolsen Archives
© Arolsen Archives

„Das Netzwerk der UNESCO-Projektschulen setzt damit auch auf digitalen Wegen ein starkes Zeichen für das historisch-politische Lernen und die Auseinandersetzung mit Holocaust und Nationalsozialismus! Gemeinsam mit den Arolsen Archives wirken wir auch zukünftig an der Gestaltung einer aktiven Erinnerungskultur im Sinne der Global Citizenship Education mit“, unterstreicht Klaus Schilling, Bundeskoordinator der UNESCO-Projektschulen.

Mit der Initiative #everynamecounts haben die Arolsen Archives den Aufbau des größten digitalen Denkmals und weltweit umfangreichsten Online-Archivs zu Verfolgten des Nationalsozialismus gestartet. Aus den zum Weltdokumentenerbe der UNESCO zählenden Beständen der Arolsen Archives mit Angaben zu über 17,5 Millionen Menschen werden die Namen und weitere biografische Daten zu Lebenswegen und Familienangehörigen von Opfern des Nationalsozialismus durch Freiwillige digital erfasst. Die UNESCO-Projektschulen unterstützen die von 2020 bis 2025 geplante Aktion der Arolsen Archives. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft der Staatsministerin für Kultur und Medien Frau Prof. Monika Grütters.

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© Arolsen Archives
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© Arolsen Archives

Speziell für die Umsetzung an Schulen wurde Online-Unterrichtsmaterial zur Einführung, Einübung der Datenerfassung und Vertiefung entwickelt. Die gemeinsame Arbeit der weltweit aktiven Freiwilligen für #everynamecounts funktioniert über eine Crowdsourcing-Plattform, auf der zum 27. Januar rund 600.000 Dokumente aus deutschen Konzentrationslagern bereitstehen. Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, verdeutlicht: „Das Projekt baut eine Brücke zwischen dem Gedenken an die Vergangenheit und dem Engagement der Menschen von heute. Junge Leute, die keinen persönlichen Bezug zum Holocaust haben, sind dankbar für diese Möglichkeit, persönlich und nachhaltig dazu beizutragen, dass die Namen der Opfer nicht vergessen und ihre Geschichten erzählt werden."

 

Joachim Karsten